Es ist wieder so weit: Der Frühling hält Einzug und die Natur ist endlich wieder grün und bunt! Doch die wärmeren Temperaturen bringen auch Schattenseiten nach sich, denn auch die Zeckensaison hat nun begonnen. Die kleinen Parasiten, die sich in und um Wälder aufhalten und sich vom Blut Wirbeltiere aller Art ernähren, sind wieder verstärkt aktiv und suchen nach geeigneten Wirten. Dies klingt zunächst nicht schlimm, gefährlich wird es erst dann, wenn die Zecke zum Überträger von Krankheiten wird. Da Wissen bekanntlich der beste Schutz ist, wollen wir Sie heute in unserem Zecken-Einmaleins informieren und einen Überblick über die kleinen Spinnentiere ermöglichen.
Wald und Waldränder bieten Zecken ideale Aufenthaltsorte. Hier ist es nicht allzu sonnig, es herrschen moderate Temperaturen und eine für Zecken ideale Luftfeuchtigkeit. Sie halten sich in der Nähe des Bodens oder in geringer Höhe über dem Boden auf. Als bevorzugte Standorte können daher Gras, Gebüsch, Sträucher und Stauden genannt werden. Häufig wird angenommen, dass Zecken von den Bäumen fallen. Dies ist aber ein Irrtum! Sie sitzen auf Gräsern oder lediglich auf niedrig wachsenden Pflanzen.
Als Zeckensaison gilt der Zeitraum von April bis Oktober, jedoch können Zecken auch je nach Wetterlage bereits im Februar aktiv sein. Als Faustregel gilt, dass mit den ersten Zecken dann zu rechnen ist, wenn kein Schnee mehr liegt und die Temperaturen an zwei oder drei aufeinanderfolgenden Tagen etwa 8-10°C erreichen.
Übrigens: Entgegen der Annahme, dass die Zecke ihren Wirt beisst, sticht sie diesen. Einer Zecke fehlt nämlich Unter und Oberkiefer und ihre Mundwerkzeuge ähneln eher einer Schere, womit sie die Haut einritzt und ihre Nahrung mit einem Stechrüssel aufnimmt.
In Europa vorkommende Zecken übertragen hauptsächlich zwei Erkrankungen, zum Einen die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) und zum Anderen die Lyme-Borreliose.
Die Frühsommer-Meningoenzephalitis FSME ist eine Viruserkrankung, die von der Zecke auf den Menschen übertragen werden kann. Hierzu genügt schon ein kurzer Stich der Zecke zur Übertragung. Die FSME beginnt häufig mit Grippesymptomen wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen. Betroffene bekommen einige Tage später erneut Fieber. In dieser zweiten Phase kann es zu einer Entzündung der Hirnhaut, einer Erkrankung des Gehirns sowie des Rückenmarks kommen, auch können dabei Lähmungen der Augen-, Gesichts- und Beinmuskulatur auftreten. Ist die Krankheit erst ausgebrochen, helfen keine spezifischen Medikamente, was bedeutet, dass der Körper des Betroffenen mit dem FSME- Virus allein klarkommen muss.
Als beste Möglichkeit, sich jedoch schon im Vorhinein vor der Infektion dieser Krankheit zu schützen, gilt die FSME- Impfung, welche Personen empfohlen wird, die sich häufig in einem FSME-Risikogebiet aufhalten oder dorthin reisen. Kinder haben generell ein höheres Risiko für Zeckenstiche, da sie häufig im Wald spielen oder gerne durch hohes Gras rennen. Als kleiner Trost gilt hier: Die FSME verläuft bei Kindern meist milder als bei Erwachsenen. Auch gibt es einen Kinderimpfstoff, der gut verträglich und für Kinder ab einem Jahr erhältlich ist.
Als eine weitere in Europa aufkommende Krankheit gilt die Lyme-Borreliose, welche über Bakterien übertragen wird. Als Unterschied zur FSME gilt, dass eine mit Borrelien infizierte Zecke erst einmal einige Stunden saugen muss, bis eine Übertragung stattfinden kann. Betroffene haben daher noch eine kleine Schonzeit, wenn die Zecke schon zugestochen hat. Der Erreger braucht mindestens 12 Stunden, um in den menschlichen Organismus übertragen zu werden. Als erste Anzeichen der Lyme-Borreliose gilt eine Hautrötung um die Einstichstelle, auch genannt Wanderröte, die nach einigen Tagen bis 4 Wochen auftreten kann. Ebenso Kopf-, Nerven- und Gelenkschmerzen könnten ein Hinweis sein. Im Frühstadium der Krankheit kann Borreliose mit Antibiotika behandelt werden. Unbehandelt kann es nach der Rückbildung der Rötung im Zweitstadium (ca. nach 1-6 Monaten) zu einer Erkrankung des Nervensystems kommen, während in seltenen Fällen im dritten Stadium (nach Monaten bis Jahren) Gelenke befallen werden und sich Entzündungen der Knie- und Sprunggelenke als Gelenkschwellungen bemerkbar machen können. Achtung: Die Krankheit durchläuft häufig nicht die Reihenfolge der aufgelisteten Stadien und muss nicht alle Stadien durchlaufen! Wenn sich Borrelien über einen längeren Zeitraum ungehindert im Körper ausbreiten, können sie Langzeitschäden verursachen. Im Gegensatz zur FSME gibt es noch keinen Impfstoff für den Menschen gegen die Lyme-Borreliose.
Die Verbreitung des Krankheitserregers ist je nach Region unterschiedlich. Die Wahrscheinlichkeit, sich nach einem Zeckenstich mit Borrelien zu infizieren, beträgt im Schnitt 1,5 bis 6 Prozent.
Am sichersten ist es natürlich, den Aufenthalt im hohen Gras sowie im Unterholz zu meiden. Ist dies nicht möglich, sollten die Wege im Wald benutzt werden und nicht durch dichtes Gebüsch gelaufen werden. Zusätzlich sollte auf jeden Fall auf hautbedeckende Kleidung und Kopfbedeckung geachtet werden. Ein geschlossenes Schuhwerk ist Pflicht, empfohlen wird auch, die Socken über die Hosenbeine zu ziehen. Das Tragen heller Kleidung macht Sinn, da darauf Zecken viel besser zu erkennen sind und so bereits auf der Kleidung entfernt werden können. Das Einreiben unbekleideter Körperstellen mit Zeckenschutzmitteln ist nur begrenzt wirksam und bietet keinen sicheren Schutz! Daher sollte unbedingt auf zusätzliche andere Schutzmassnahmen zurückgegriffen werden.
Ganz wichtig: Das Absuchen des Körpers auf Zecken nach Aufhalthalten im Wald, auf der Wiese oder im Gebüsch. Dabei sollten vor allem Körperstellen mit dünner Haut, wie Haaransatz, Kopfhaut, Ohren, Hals oder Gelenkbeugen sowie die Leistengegend abgesucht werden.
Hunde und Katzen springen gerne im Wald oder in hohen Gräsern herum und gehören zu den von Zecken am häufigsten missbrauchten Wirten. Zum Schutz der Tiere gibt es sogenannte Spot-on-Produkte, die auf die Haut der Tiere aufgetragen werden, sich über ihren Körper verteilen und so Zecken sowie Flöhe abhalten. Doch auch hier ist es elementar: Das Absuchen der Haut und des Fells der Tiere. Denn sicher zu vermeiden ist ein Zeckenstich trotz aller Prävention nie.
Doch wie verhält man sich, wenn man doch mal gestochen wurde? Es ist wichtig, die Zecke möglichst schnell zu entfernen, da so das Risiko einer Infektion verringert werden kann.
Dabei sollte die Zecke möglichst nah an der Haut mit einer Pinzette oder Zeckenzange gefasst und langsam herausgezogen werden. Niemals sollte die Zecke am vollgesogenen Körper, sondern möglichst nahe an der Hautoberfläche gezogen werden, sodass keine Erreger in die Haut gedrückt werden. Bitte auch die Zecke niemals mit Öl, Nagellack, Alkohol oder Klebstoff bestreichen, wie irrtümlich als hilfreich angenommen wird! Dies reizt die Zecke zusätzlich. Nach dem Entfernen der Zecke empfiehlt sich eine sorgfältige Desinfektion und eine Beobachtung der Einstichstelle über 4 Wochen. Bei Auffälligkeiten oder Symptomen wie Rötungen, Schwindel, Übelkeit, Gelenk- oder Kopfschmerzen oder grippeähnliche Symptome sollte der Hausarzt aufgesucht werden.
Wir wünschen Ihnen einen aktiven und zeckenlosen Frühling!
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